Pionier der Keramikimplantologie verstorben

Ein Pionier auf dem Gebiet der Implantologie ist am ersten Oktober-Wochenende verstorben. Bekannt ist der Professor für Oralchirurgie vor allem für die Entwicklung dentaler Implantate aus Keramik gewesen. Mit dem Crystalline Bone Screw-(CBS-) Implantat aus weißem, polykristallinem Aluminiumoxid, gelang ihm im Jahre 1960 eine echte Innovation: ein 100 Prozent metallfreies und biokompatibles Implantat.

Eine Zeit lang war das CBS-System, wenn auch in einer leicht modifizierten Form, unter dem Namen SigmaImplantat (Incermed), auf dem Dentalmarkt erhältlich. Prof. Dr. Sami Sandhaus konnte mit seinen nunmehr 92 Jahren auf ein langes und bewegtes Leben zurückblicken.

Geboren wurde er 1927 in der westukrainischen Stadt Czernowitz, welche zur damaligen Zeit eine Hochburg jüdischen Lebens und Kultur war. Aufgrund seiner jüdischen Abstammung erlebte er die Schrecken des Nazi-Regimes am eigenen Leibe. Im Alter von 14 Jahren, nach dem Überfall Hitlers auf die damalige Sowjetunion 1941, kam er in ein Konzentrationslager.

Dort gelang ihm, anders als dem Großteil der Deportierten, die Flucht, welche ihn über Rumänien in das erst 1948 neu gegründete Israel führte. Später ging Sami Sandhaus nach Deutschland und studierte dort Human- und Zahnmedizin an der Universität Düsseldorf. Nach seiner Graduierung 1959 wanderte er in die Schweiz aus, wo er bis heute lebt. An der Universität Paris VI, die 1968 gegründet wurde, spezialisierte er sich schließlich auf Stomatologie sowie Kiefer- und Gesichtschirurgie und gab dort sein Wissen als Professor an nachfolgende Generationen weiter. Fast sein gesamtes Leben widmete Prof. Sandhaus der Forschung und Lehre sowie der Entwicklung neuer Technologien für die dentale Implantologie. Ziel seiner Arbeit war es vor allem, durch den Einsatz von biokompatiblen Materialien Metall aus dem lebendigen Gewebe zu verbannen.

Mit der Entwicklung des CBS-Implantats markierte Prof. Dr. Sandhaus eine Wende innerhalb der bis dato auf dem Werkstoff Titan basierenden Implantatsystemen. Doch wie bei so vielen neuen Ideen setzte sich die Erkenntnis über die Vorteile metallfreien Zahnersatzes nur langsam durch. Erst seit wenigen Jahren wird Keramik als ein dem Titan in puncto Bio-Verträglichkeit, Einheilzeit, Widerstandsfähigkeit und nicht zuletzt Ästhetik überlegenerer Werkstoff in der dentalen Implantologie gehandelt. Während seiner bisherigen Schaffenszeit als Wissenschaftler, Forscher und Lehrer war Prof. Dr. Sandhaus immer darum bestrebt, diese Vorteile Zahnärzten und Patienten in aller Welt zugänglich zu machen. So gründete er u. a. das Forum Odontologicum in Lausanne, ein Bildungsinstitut für Zahnärzte und Zahntechniker, in welchem postgraduale Lehrgänge zur Spezialisierung in restaurativer Zahnheilkunde und Implantologie angeboten werden, sowie die International Society for Oral Rehabilitation (ISOR). Noch im Februar 2017 wurde Sami Sandhaus während des 6. Kongresses der International Academy of Ceramic Implants (IAOCI) in Miami für sein Lebenswerk in der Keramikimplantologie von IAOCI Gründer und Präsident Dr. Sammy Noumbissi ausgezeichnet.

Quelle: OEMUS MEDIA AG, ZWP online

Foto © OEMUS MEDIA AG

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