„9 Jahre Erfahrung mit Keramikimplantaten in der Praxis“

Studiengruppentreffen des Freiburger Forums Implantologie

Das Thema „Keramik als Implantat­material“ stand im Vorfeld bereits einige Male auf der Agenda des rührigen FFI und war nunmehr erneut Anlass, ein mit einem hochkarätigen Referenten bestücktes Zusammentreffen des Freiburger Forums für Implantologie (eine Studiengruppe der DGZI) einzuberufen.

Das Thema Keramikimplantate an sich beschäftigt wohl einen Großteil der implantologisch tätigen Zahnärzte. Mit dem Ulmer „Keramikexperten“ Dr. Mellinghoff, der sich auf die Insertion von einteiligen Keramik­implantaten, wie sie z.B. von der Firma Z-Systems angeboten werden, spezialisiert hat, konnte ein echter Praktiker, der seine in der Praxis gewonnenen Ergebnisse auch in Form von hochwertigen wissenschaftlichen Arbeiten und Studien zu untermauern weiß, gewonnen werden.

Trend Ästhetik
Die aktuellen Entwicklungen in der dentalen Implantologie sind geprägt von ständig steigenden Erwartungen, die an den behandelnden Zahnarzt gestellt werden. Hierzu gesellen sich auch „weiche Kriterien“ wie Trends und so – laut Dr. Mellinghoff – müsse der ­Behandler mit dem Trend der Zeit gehen, denn jeder der Kollegen wird den Hype der Patienten auf eine „strahlend weiße Farbe“ von Zahnersatz wohl bereits bemerkt haben. Dies sei auch der wesentliche Grund für seine Entscheidung für das Material Zirkonoxid, mit denen sich ästhetische Ergebnisse, so der Referent, schlichtweg besser und einfacher erzielen lassen. Sein Credo vorab: Bei der Auswahl von Zirkondioxidimplantaten stehen ästhetische Vorteile zweifelsfrei im Vordergrund. Das häufig bei Titanschraubenimplantaten bemängelte bläuliche Durchschimmern bei dünner Schleimhaut kann hier vermieden werden. Zurückzuführen ist dies auf eine mangelnde Transmission des Lichtes, wodurch eine Aufhellung der Schleimhaut in der Tiefe verhindert wird. Ein klarer Vorteil der weißen Zirkondioxidimplantate liegt auch dann vor, wenn es im Laufe der Jahre nach der Insertion zum Auftreten von Gingivarezessionen kommen sollte.

Trend „Metallfreiheit“
Ein weiterer Trend geht hin zur absolut „metallfreien“ Versorgung. Bei Patienten mit Materialunverträglichkeiten oder auch aus „ganzheitlichen“ Aspekten stellen Keramikimplantate eine wertvolle ­Alternative zu Titanimplantaten dar. Auch bezüglich des periimplantären Weichgewebes konnte Dr. Mellinghoff im Praxisalltag ­vergleichbare oder zum Großteil bessere Ergebnisse im Vergleich
zu Titan­oxid erzielen. Die weiße Keramik zeichnet sich laut
­Dr. Mellinghoff durch eine hohe Gewebeakzeptanz mit niedriger Plaqueaffinität aus.

Was sagt die Wissenschaft?
Im Laufe des Vortrags untermauerte der Referent anhand ­einiger in der Literatur veröffentlichter Ergebnisse seine ­Aussagen. So zitierte er u.a. Studien des auch bei diesem heutigen Treffen als Zuhörer anwesenden Münchner Oralchirurgen Dr. Michael Gahlert, einem weiteren begeisterten Verfechter der „metallfreien“ Implantate.

Alles gut?
Trotzdem, Misserfolge sind auch auf dem Gebiet der Zirkonoxid­implantate anzutreffen. Laut Dr. Mellinghoff seien diese in der ­Regel jedoch auf mangelnde Erfahrung des Implantologen im Umgang mit Zirkondioxidimplantaten zurückzuführen und können seines ­Erachtens nicht dem System zur Last gelegt werden. Daraus ergeben sich gewisse Regeln im Umgang mit Keramikimplantaten. Zunächst betrachtet Dr. Mellinghoff den Patienten in seiner Gesamtheit. Wie wichtig ist dem Patienten der ästhetische Anspruch? ­Welche anatomischen Risiken liegen vor (Gingivatyp II, hohe Lachlinie)? Sind abgewinkelte Abutments notwendig? Gibt es eine Chance auf Primärstabilität?
In Bezug auf das OP-Handling ergeben sich einige wichtige Unterschiede zu Titanschraubenimplantaten, die den Erfolg/Misserfolg signifikant beeinflussen. Diese gehen besonders auf die transgingivale Einheilung der Zirkondioxidimplantate zurück. Als wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Osseointegration gilt, dass die Implantate berührungslos, geschützt durch eine Tiefziehschiene o.ä. einheilen können. So lässt Dr. Mellinghoff eine ca. 0,5 mm dicke Tiefziehschiene, darauf einen entsprechenden Kunststoffüberwurf anfertigen und erreicht somit eine hohe Akzeptanz seitens des Patienten. Eine Sofortbelastung lehnt Mellinghoff ausdrücklich ab und richtet sich damit auch nach den Herstellerangaben.

Der Zuhörer konnte an diesem Abend nicht nur einen beeindruckenden Einblick in die Welt der Keramikimplantate gewinnen, ­sondern auch an einer überaus interessanten Diskussion unter  der ­Leitung von Prof. Dr. Dr. Stoll, einem ebenfalls überzeugten Keramik­anwender, teilnehmen.

Autor: Dr. Georg Bach, Dr. Verena Stoll

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