Die Wurzel allen Übels

Die Wurzel allen Übels – An jedem toten Zahn hängt ein kranker Mensch!

  • Sowohl die chronisch entzündlichen Erkrankungen als auch sogenannte Autoimmunerkrankungen nehmen seit Jahrzehnten in allen Industrienationen stark zu – die Ursache ist häufig unklar.
  • Biologisch denkende/handelnde Zahnärzte und Ärzte sehen deutliche Verbesserungen dieser Krankheiten, wenn wurzelbehandelte Zähne und andere Störfelder in der Mundhöhle konsequent entfernt werden und das Immunsystem gestärkt wird.
  • Pro Jahr werden in Deutschland zirka 8 Millionen Wurzelbehandlungen durchgeführt.
  • Ist der Mund tatsächlich Spiegel für die Gesundheit?
  • Woher kommt dieser Zusammenhang?
  • Die Antwort ist simpel: pathogene Bakterien und hochgiftige Abbauprodukte.

Wissenschaftliche Grundlagen

Wie sind Zähne an der Entstehung chronischer Erkrankungen beteiligt?

Wurzelkanalbehandelte Zähne sind tote Zähne. Auch die beste Mikro-Endodontie wird kaum eine komplett bakteriendicht abgeschlossene Wurzel realisieren können. Akzessorische Seitenkanäle und die Endo-Paro Verbindung über die Dentintubuli bleiben bestehen. Der abgestorbene Zahn, der einmal ein Organ mit eigener Nerv- und Blutversorgung war, verbleibt als toter Pfeiler in der Mundhöhle. Er wird durch unterschiedliche, teils unbekannte Spezies anaerober, pathogener Bakterien1,2 besiedelt, die das verbleibende organische Gewebe zersetzen und schädliche Stoffwechselprodukte (Toxine) absondern (Abb. 2 bis Abb. 5).

Welche Bakterien lauern im toten Zahn?

In einer Studie von Siqueira et al. waren in allen endodontisch behandelten Zähnen mit apikaler Entzündung Mikroorganismen nachweisbar, was den Verdacht einer chronischen Infektion nahelegt1. Ist auf dem Röntgenbild eine Entzündung der Wurzelspitze zu erkennen, ist die Misserfolgsquote einer Wurzelbehandlung auf Grund der chronischen Infektion deutlich erhöht.3

Richardson et al. weisen 75 verschiedene Bakterienstämme in wurzelbehandelten Zähnen mit apikaler Ostitis nach.4 Besonders häufig findet man in und um die toten Zähne enterococcus faecalis, capnocytophaga ochracea, fusobacterium nucleatum, leptotrichia buccalis, gemella morbillorum und porphyromonas gingivalis.5 Vier dieser benannten Spezies befallen das Herz, drei das Nervensystem, zwei Nieren und Gehirn, eine die Kieferhöhle.

Toxine

Diese pathogenetischen Bakterien produzieren aus den Aminosäuren Cystein und Methionin als Nebenprodukte des anaeroben Stoffwechsels hochgiftige und potentiell krebserregende Schwefelwasserstoffverbindungen (Thioether/Mercaptan).6 Diese Toxine können durch irreversible Hemmung am aktiven Zentrum vieler lebenswichtiger körpereigener Enzyme zur Ursache vielfältiger System- und Organ-Erkrankungen werden. Die Hemmung wichtiger Enzyme in der Atmungskette von Mitochondrien wurde in vitro nachgewisen. Bei jedem Kauvorgang werden diese Bakterien und v.a. deren Toxine, in das Lymphsystem des umliegenden Gewebes abgegeben. Von hier gelangen sie in die Blutbahn (fokale Infektion) und in den gesamten Körper.7

Immunantwort

Die vitale, gesunde Pulpa und damit das Immunsystem spielen bei der Abwehr dieser Keime eine entscheidende Rolle.8 Häufig entwickelt sich die durch die Besiedelung entstehende chronische Infektion zu einer chronischen Entzündung des umgebenden Knochens, das Immunsystem wird dauerhaft aktiviert. Die im Zuge der unspezifischen Immunreaktion aktivierten Macrophagen setzen sog. Entzündungsmediatoren (TNF-alpha, IL-1, Wachstumsfaktoren, Prostaglandine (PGE2) undLeukotriene) frei, die in der Blutbahn zirkulieren. Diese Entzündungsmediatoren begünstigen die Entwicklung oder Verschlechterung von chronischen Entzündungen und Autoimmunerkrankungen.

Zusätzlich kommt es zur Stimulation von T-Lymphozyten, die ihrerseits TNF-beta produzieren, das auch im Verdacht steht chronische Entzündungen und Krebserkrankungen zu begünstigen. TNF-beta erhöht nachweislich das Risiko an postmenopausalem Brustkrebs zu erkranken.9

T. Rau von der Paracelsus Klinik konnte einen deutlichen Zusammenhang zwischen Brustkrebs und Zähnen nachweisen. Bei über 95% der Brustkrebspatientinnen fand er wurzelbehandelte Zähne an einem oder mehreren Zähnen des Magenmeridians, im Gegensatz zu 35% bei gesunden Patienten.10

Diagnostik

Was sind Störfelder?

Das Konzept des „Störfelds“ im System Mensch geht davon aus, dass ein Entzuündungsprozess an einem Ort im Körper eine Reaktion an einer anderen Stelle hervorrufen kann oder zur Therapieresistenz führt (Chronifizierung). Die klassische Störfelderkennung erfolgt beim Zahnarzt über die Auswertung von Röntgenbildern/klinischen Befunden und deren Zuordnung zu medizinischen Befunden der jeweiligen behandelnden Fachrichtung.

Störfelddiagnostik

Die Zähne gehören zu den bedeutendsten Teilsystemen innerhalb eines Netzwerks selbst regulativ arbeitender Teilbereiche des Organismus. Zähne und ihr zugehöriger Zahnhalteapparat (= Odonton) haben eine Beziehung zu anderen körperlichen Strukturen und Organen. Reinhold Voll hat den Begriff des Odontons geprägt und die direkten und engen Wechselbeziehungen zwischen einzelnen Odontonen und den verschiedenen Bereichen des Körpers identifiziert. Dabei sind Interaktionen und positive wie negative Beeinflussungen im Sinne einer Fernwirkung in beiden Richtungen möglich: Ein gestörtes Organ kann sich pathologisch auf das zugehörige Odonton auswirken und umgekehrt kann ein kranker Zahn oder sein Zahnhalteapparat das mit ihm korrelierende Organ stören (siehe Seite 6: Tabelle der Zahnkorrespondenzen).

Röntgendiagnostik/klinische Diagnostik

Neuraltherapie: Test Injektion mit 1% Procain:11

Die Injektion stellt grundsätzlich eine Art temporären Neustart für die jeweilige Region dar. Über den viszerokutanen Reflex wird das Gehirn angeregt, Augenmerk auf diese Körperpartie zu legen, das potentielle Störfeld wird vom korrespondierenden Organ für eine gewisse Zeit entkoppelt. Zusätzlich wird Procain vor Ort enzymatisch in zwei Bestandteile zerlegt und abgebaut (PABA und Di-Ethyl Amino-Ethanol), dies bewirkt eine verstärkte Durchblutung und Gefäßneubildung im entsprechenden Areal, sowie die Stabilisierung von Nervenzellmembranen durch eine Normalisierung des Aktionspotentials (Abb. 6 bis Abb. 9).

Die Patienten werden aufgefordert, nach der Injektion für zirka 24 Stunden alle subtilen Änderungenin ihrer Befindlichkeit zu beobachten. Häufig tritt sogar vor Ort ein sogenanntes Sekundenphänomen(Huneke) ein. Vor allem beim Schulter-Arm Syndrom führt dieses häufig zur spontanen Besserung. Der Effekt sollte zirka acht Stunden anhalten, um den schuldigen Zahn als eindeutiges Störfeld zu diagnostizieren. Die Anästhesie selbst ist von kurzer Dauer und lässt meist nach zirka 30 Minuten nach.

Was misst der OroTox®-Test? (Abb. 10)

Anstelle einer mikrobiologischen Analyse weist der OroTox®-Test die bakteriellen Stoffwechsel-Produkte Thioether und Mercaptan nach. Die Wahrscheinlichkeit bei hohen, positiven, lokalen OroTox®-Tests eine Sensibilisierung durch Merc/Thio zu erleiden ist 25 Mal höher als ohne hohe OroTox®-Werte. OroTox® ist kein Diagnostikum per se, gibt jedoch klare Auskunft über Intensität und Wahrscheinlichkeit einer systemisch-immunologischen Sensibilisierung auf Merc/Thio.

Therapie

Extraktion

Sehr viele wurzelbehandelte Zähne weisen in irgendeiner Art eine Entzündung des umliegenden Gewebes auf. Besonders gut ist dies auf dem DVT (dreidimensionales Röntgenbild) zu erkennen. Die Zyste an der Wurzelspitze ist nichts anderes als eine Art Kapsel, die das Immunsystem selbst um dieses infizierte Areal bildet, um es vom restlichen Organismus abzuschirmen. Besonders giftige Zähne ankylosieren häufig auch mit dem umliegenden Knochen. Der Stoffwechsel vor Ort wird lahm gelegt – wie bei einer Art Gefängnis, mauert der Körper den Zahn ein.

Die einzige Möglichkeit dieser chronischen Intoxikation zu entgehen, besteht darin die toten Zähne chirurgisch zu entfernen. Das umliegende entzündete oder zystische Gewebe muss vollständig beseitigt werden. Weicher Knochen sollte rückstandslos auskürretiert werden. Darauf folgt die Desinfektion des Gewebes mit Ozon. Die Implantation neben noch bestehenden wurzelbehandelten Zähnen sollte nach Ansicht der Autoren Brisman et. al. genauestens evaluiert werden, um einen möglichen Misserfolg durch fokale Infektion zu vermeiden.12

Perfekte ästhetische und immunologische Lösung: Keramikimplantate aus Zirkonoxid

Zirkonoxid ist eine elektrisch neutrale biokompatible Keramik ohne jeglichen Störfeldcharakter. Im Gegensatz zum grauen Titan ist es metallfrei und durch seine weiße Farbe hochästhetisch. Zirkonoxidimplantate vereinen beste Biokompatibilität mit perfekter Ästhetik. Seit kurzem stehen Zirkonoxidimplantate auch als zweiteilig geschraubte Implantate für alle Indikationen zur Verfügung. Bei einwurzeligen Zähnen hat sich in der Praxis die Sofortimplantation mit einteiligen Zirkonoxidimplantaten als optimale Lösung herauskristallisiert (Abb. 11 bis Abb. 14).

Meridiansystem für die Patienten zur Eigenanalyse

Zahnkorrespondenzen nach Berücksichtigung der Bezüge nach Bahr-Schmid, Voll-Kramer und die Erkenntnisse der TCM.

Autoren: Dr. Dominik Nischwitz/Tübingen, Co-Autor: Dr. Martin Chares/Berlin

Literaturnachweis

 

1. J.F. Siqueira, et. al., Polymerase chain reaction-based analysis of microorganisms

associated with failed endodontic treatment. Oral Surgery, Oral Medicine, Oral Pathology, Oral Radiology and Endodontology 2004; Vol. 97: 85-94

2. J.F. Siqueira, et. al.; A Scanning Electron Microscopic Evaluation of In Vitro Dentinal

Tubules Penetration by selected Anaerobic Bacteria. Journal of Endodontics, June 1996;

Vol. 22 (6)

3. N.M. Chugal, et. al., Endodontic infection: Some biologic and treatment factors associated with outcome. Oral Surgery, Oral Medicine, Oral Pathology, Oral Radiology and Endodontology July 2003: Vol. 96 (1) 

4. Richardson N, Mordan NJ, Figueiredo JA, Ng YL, Gulabivala K., Microfl ora in teeth associated with apical periodontitis: a methodological observational study comparing two protocols and three microscopy techniques. International Endodontic Journal 2009 October; Vol. 42(10): 908-21 

5. J.F. Siqueira, et. al., Bacteria in the apical root canal of teeth with primary apical

periodontitis. Oral Surgery, Oral Medicine, Oral Pathology, Oral Radiology and Endodontology May 2009; Vol. 107 (5): 721-726

6. Persson S., Edlund MB., Claesson, R., Carlsson J., The Formation of hydrogen sulfi de and methyl mercaptan by oral bacteria. Oral Microbiology and Immunology 1990 August; Vol. 5 (4): 195-201 

7. Lechner, J., Mehrdimensionale Systemdiagnose des wurzelgefüllten Zahnes. ZWR-Das Deutsche Zahnärzteblatt 2012; Vol. 121(12): 640-644

8. Nagaoka S., Miyazaki Y., Liu Hj., Iwamoto Y., Kitano M., Bacterial invasion into dentinal

tubules of human vital and non-vital teeth. Journal of Endodontics 1995 February; Vol. 21

(2): 70-73

9. K.M. Lee et. al., Genetic polymorphisms of TGF-beta1 & TNF-beta and breast cancer risk. Breast Cancer Res Treat. 2005 March; Vol. 90 (2):149-55 

10. Rau, T., Der Magen-Meridian und der Funktionskreis Magen – Milz – Pankreas.

SANUM-Post 2011; Vol. 94: 19-24

11. R. S. Brown, et. al., The anesthetic localization procedure is an aid in ruling out or

confi rming suspected primary sources of oral or dental pain. JADA May 1995; Vol. 126

12. Brisman DL., Brisman AS., Moses MS., Implant failure associated with asymptomatic

endodontically treated teeth. The Journal of American Dental Association 2001 February; Vol.132 (2): 191-195

 

Autor: Dr. Dominik Nischwitz
Fotoquelle: © Michael Tieck – Fotolia.com

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